Kastration beim Hund - wann sie sinnvoll ist und welche Kosten entstehen können

Kastration beim Hund - wann sie sinnvoll ist und welche Kosten entstehen können

Viele Hundehalter kennen das: Die eigene Hündin ist läufig und der tägliche Spaziergang wird zum Spießrutenlaufen, um liebestollen Rüden zu entkommen. Oder der eigene Rüde heult Tag und Nacht und findet jede Lücke im Zaun, um zu seiner Angebeteten zu entwischen.

Das ist immer eine anstrengende Zeit für Hund und Halter, und früher oder später wird dann über die Kastration von Rüde oder Hündin nachgedacht. Ob das immer sinnvoll ist, wo die Vor- und Nachteile liegen und was so eine Kastration beim Hund kostet, sagen wir Dir hier.

Mögliche Kostenzusammensetzung einer Kastration beim Hund (nach GOT)

Einzelposten Rüde Hündin
Allgemeinuntersuchung ca. 30 - 90 Euro ca. 30 - 90
Narkose ca. 50 - 120Euro ca. 200 - 300 Euro
Kastration OP ca. 90 - 260 Euro ca. 250 - 700 Euro
Medikamente, Verbandmaterial usw. (Kosten beispielhaft) je nach Präparat und Menge (ca. 20 Euro) je nach Präparat und Menge (ca. 20 Euro)
Folgeuntersuchung ca. 25 - 75 Euro ca. 25 - 75 Euro
Gesamt ca. 170 - 565 Euro ca. 525 - 1185 Euro
Chem. Kastration (Hormon-Chip) ca. 100-200 Euro --

(Diese Kosten können je nach Aufwand, Größe des Hundes und Tierarzt variieren, daher sind nur ungefähre Angaben möglich)

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Kastration oder Sterilisation - was ist der Unterschied?

Es ist immer noch ein weit verbreiteter Irrglaube, dass nur Rüden kastriert, Hündinnen dagegen sterilisiert werden. Dabei sind beide Eingriffe sowohl bei männlichen wie bei weiblichen Tieren möglich. Bei einer Sterilisation werden die ableitenden Wege der Keimdrüsen (Samen- oder Eileiter) lediglich unterbrochen, die sexuelle Aktivität des Hundes bleibt aber erhalten.

Bei der Kastration dagegen werden die Keimdrüsen (Hoden oder Eierstöcke) komplett entfernt, wodurch auch die Hormonproduktion beendet wird und das Sexualverhalten sich erheblich verändert. Die möglichen Gründe, warum ein Hund unfruchtbar gemacht werden soll, sprechen in aller Regel für die Durchführung einer Kastration.

Mögliche Gründe für eine Kastration bei Hunden

Es gibt zahlreiche unterschiedliche Gründe, warum bei einem Hund eine Kastration durchgeführt wird. Da nach dem Tierschutzgesetz allerdings die Amputation von Körperteilen und somit auch die Entnahme von Organen bei Tieren grundsätzlich verboten ist, reicht als Begründung für einen solch schwerwiegenden und irreversiblen Eingriff die zu erwartende Erleichterung für den Hundehalter im Handling seines Vierbeiners nicht aus. Vielmehr muss immer eine tierärztliche Indikation für eine dauerhafte Unfruchtbarmachung des Hundes vorliegen, um eine solche Operation zu rechtfertigen:

Bei Rüden zum Beispiel

  • stark ausgeprägter Sexualtrieb (Urinmarkieren, Bespringen anderer Hunde, Streunen)
  • großer psychischer Stress, wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist
  • ausgeprägtes Dominanzverhalten gegenüber anderen Rüden oder auch Menschen
  • gesteigerte hormonell bedingte Aggressivität
  • potentiell erhöhtes Risiko für Erkrankungen an Hoden oder Prostata
  • akute Erkrankung der Geschlechtsorgane (z.B. Hodentumor)

Bei Hündinnen zum Beispiel

  • unregelmäßig einsetzende Läufigkeit
  • häufige Scheinträchtigkeit
  • großer psychischer Stress durch hormonelle Schwankungen
  • potentiell erhöhtes Risiko für Erkrankungen am Gesäuge, an der Gebärmutter oder den Eierstöcken
  • ungewollte Trächtigkeit
  • akute Gebärmutterentzündung bzw. -vereiterung (Pyometra)

Bevor also eine Kastration durchgeführt wird, muss der Tierarzt die aktuelle Situation und den Gesundheitszustand des Hundes genau untersuchen und analysieren, um den Eingriff rechtfertigen zu können.

Die Vor- und Nachteile der Kastration 

Tatsächlich können durch eine Kastration sexuell bedingte Verhaltensweisen des Hundes wie Dominanz-Aggression oder auch hormonelle Stress-Situationen positiv beeinflusst werden. Zudem ist es eine dauerhafte und absolut sichere Methode, um ungewollte Fortpflanzung zu verhindern.

Eine kastrierte Hündin wird nicht mehr läufig, die halbjährlichen Blutungen enden, und auch Scheinträchtigkeiten werden verhindert. Wird die Kastration frühzeitig durchgeführt (möglichst vor der zweiten Läufigkeit), bietet sie außerdem einen relativ sicheren Schutz vor gefährlichen Gebärmuttererkrankungen und bösartigen Gesäuge-Tumoren.

Allerdings hat ein solch irreversibler operativer Eingriff auch einige Nachteile. Da eine Kastration bei der Hündin ein großer Eingriff mit Eröffnung der Bauchhöhle ist, birgt er auch alle Risiken eines solchen, angefangen bei der Narkose über unterschiedliche Komplikationen während der OP bis hin zu schlechter Wundheilung oder Folgeinfektionen.

Beim Rüden ist der Eingriff nicht ganz so dramatisch, da die Bauchhöhle nicht eröffnet wird, doch auch hier muss der Hund eine Vollnarkose mit allen möglichen Risiken erhalten.

Vor allem Hündinnen können durch die veränderte hormonelle Situation nach einer Kastration unterschiedliche Symptome entwickeln. Dazu zählen unter anderem Veränderungen in der Fellbeschaffenheit (sogenanntes Welpenfell), erhöhte Neigung zu Übergewicht, aber auch Wesensveränderungen wie gesteigerte Ängstlichkeit oder auch Aggressivität.

Bei bis zu 30% der kastrierten Hündinnen kann sich mit der Zeit eine Harninkontinenz entwickeln, da es zu einer Erschlaffung des Blasenschließmuskels kommt. Vor allem größere Hunde über 20 Kilogramm sind von dem unangenehmen Harnträufeln häufig betroffen, welches meist eine lebenslange Behandlung mit Medikamenten nach sich zieht (Folgekosten: etwa 80€ / Jahr).

Auch gibt es wissenschaftlich belegbare Hinweise darauf, dass kastrierte Hündinnen ein deutlich höheres Risiko für die Entwicklung von Tumorerkrankungen haben. Zwar wird die Entstehung von Tumoren an Gebärmutter und Eierstöcken durch den Eingriff verhindert, auch Gesäuge-Tumoren kommen bei frühzeitig kastrierten Hündinnen so gut wie nicht mehr vor.

Dafür steigt das Risiko für andere Krebserkrankungen, etwa am Herzen oder an Knochen, deutlich an. Auffallend ist auch, dass einige Hunderassen offenbar anfälliger für solche Folgeerkrankungen sind als andere (Folgekosten für Untersuchungen, Chemo-Therapie, Operationen von mehreren Hundert Euro).

Die Risiken für Rüden durch eine Kastration sind geringer. Eine Harninkontinenz kann zwar auch auftreten, kommt aber ungleich seltener vor als bei Hündinnen.

Wird der Eingriff vor Abschluss des Wachstums durchgeführt, steigt das Risiko für Gelenkfehlbildungen und Wachstumsstörungen. Fellveränderungen, die Neigung zu Übergewicht oder unerwünschte Wesensveränderungen können bei Rüden ebenfalls Folgen einer Kastration sein.

In jedem Fall solltest Du Dich als Hundebesitzer vor der Entscheidung zur Kastration Deines Vierbeiners sehr ausführlich mit Deinem Tierarzt darüber beraten, ob ein solcher Eingriff tatsächlich die richtige Entscheidung ist.

So wird eine Kastration durchgeführt

Nachdem eine tierärztliche Indikation für die Kastration festgestellt wurde und keine gesundheitlichen Probleme Deines Hundes dagegen sprechen, kann der operative Eingriff geplant werden. Am Vortag der OP darf der Vierbeiner in aller Regel bereits nichts mehr fressen, um ein Erbrechen durch die Narkose zu verhindern.

Nach einer eingehenden allgemeinen Untersuchung des Hundes mit Prüfung der Herz- und Lungenfunktion wird der Tierarzt eine Vollnarkose einleiten. Der Operationsbereich wird sodann gesäubert und rasiert (beim Rüden der gesamte Hodensack, bei der Hündin großflächig die Bauchregion), bevor der chirurgische Eingriff beginnt.

Bei der Hündin wird die Bauchhöhle geöffnet, um die Eierstöcke und gegebenenfalls auch einen Teil der Gebärmutter daraus zu entfernen. Alle damit verbundenen Blutgefäße müssen sorgfältig abgebunden werden, um eine innere Blutung in die Bauchhöhle zu verhindern.

Schließlich werden die einzelnen Hautschichten wieder sorgsam vernäht, die äußeren Fäden werden nach einigen Tagen entfernt. Der Eingriff dauert je nach Größe und Gewicht der Hündin und abhängig vom Schwierigkeitsgrad meist etwa eine Stunde.

Eine andere Methode ist die endoskopische Kastration, bei der ein erfahrener Chirurg mit einem Endoskop durch die Bauchdecke der Hündin arbeitet, um die Eierstöcke zu entfernen. Dazu benötigt der Tierarzt aber besondere und recht kostspielige Instrumente. Die Öffnung des Bauchraumes kann bei dieser Operationsmethode vermieden werden.

Beim Rüden wird der Hodensack durch einen etwa fünf Zentimeter langen Schnitt geöffnet, durch den nacheinander beide Hoden herausgezogen, abgebunden und entfernt werden. Anschließend wird die Wunde ebenfalls vernäht.

Unmittelbar nach der Operation wird der Tierarzt Deinem Vierbeiner entzündungshemmende Medikamente und eventuell auch ein Schmerzmittel spritzen. In den Tagen nach dem Eingriff musst Du unbedingt dafür sorgen, dass der Hund nicht an der OP-Wunde leckt.

Dazu wird meist ein medizinischer Halskragen eingesetzt. Der Vierbeiner darf bis zur vollständigen Wundheilung und dem Entfernen der Fäden nach etwa 10 Tagen nicht toben und sollte nur an der Leine spazieren geführt werden.

Bei Rüden kann auch eine sogenannte hormonelle Kastration durchgeführt werden: Dabei setzt der Tierarzt dem Hund einen Hormonchip unter die Haut, der über einen längeren Zeitraum (je nach Präparat 6 oder 12 Monate) einen Wirkstoff freisetzt.

Über diesen wird die Produktion von Geschlechtshormonen in den Hoden und damit die sexuelle Aktivität des Rüden gedrosselt. Lässt die Wirkung des Chips nach, wird der Hund wieder voll geschlechtsreif. So kann zum Beispiel auch zunächst getestet werden, ob eine operative Kastration tatsächlich die gewünschte Wirkung auf das Verhalten des Rüden haben würde.

Was kostet die Kastration beim Hund?

Der Tierarzt rechnet die Kastration Deines Hundes nach den Vorgaben der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ab. Die tatsächlichen Kosten richten sich dabei nach dem individuellen Aufwand und Schwierigkeitsgrad und können somit deutlich variieren.

Die verwendeten Medikamente für Narkose und Nachbehandlung, Vor- und Nachuntersuchungen, Verbandmaterial und dergleichen werden zusätzlich berechnet.

Für die Kastration eines Rüden entstehen meist Kosten zwischen 170 und 500 Euro. Bei Hündinnen ist der Eingriff schwieriger und damit auch teurer, hier kommen schnell 500 bis 1000 Euro oder mehr zusammen. Eine Not-Operation in Folge einer lebensbedrohlichen Gebärmutterentzündung kann durchaus die 1000 Euro-Marke übersteigen. Du solltest also bereits vor dem Eingriff die Kosten mit Deinem Tierarzt ausführlich besprechen.

Die chemische Kastration eines Rüden mittels Hormon-Chip kostet je nach verwendetem Präparat etwa 100 bis 200 Euro. Nach sechs bzw. zwölf Monaten muss der Chip erneuert werden, um die Wirkung zu erhalten.

Welche Kosten werden von der Hunde-Krankenversicherung übernommen?

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Wie lassen sich Kosten bei der Kastration von Hunden vermeiden?

Eine Kastration des Hundes aus reiner Bequemlichkeit des Hundehalters widerspricht dem Tierschutzgesetz und darf nicht durchgeführt werden. Der Gesetzgeber hält es für einen Hundebesitzer für zumutbar, sich während der Zeit der Läufigkeit so um seine Hündin zu kümmern, dass es nicht zu einer ungewollten Fortpflanzung kommen kann.

Liegt allerdings eine der bereits genannten tierärztlichen Indikationen für den Eingriff vor, lassen sich die dabei entstehenden Kosten kaum vorab beeinflussen. Eine rechtzeitige Kastration kann aber dazu beitragen, höhere Kosten für eine medizinisch notwendige Operation im Krankheitsfall, etwa bei einer Gebärmuttervereiterung oder einem Hodentumor, zu vermeiden.

Die chemische Kastration des Rüden mit einem Hormon-Chip ist zunächst etwas günstiger, muss aber jeweils nach sechs bzw. zwölf Monaten wiederholt werden. Somit sind die Gesamtkosten höher als bei einer Operation.

Ab welchem Altern sollte man einen Hund kastrieren lassen?

Grundsätzlich raten Tiermediziner dazu, mit einer operativen Kastration zu warten, bis der Hund vollständig ausgewachsen ist, um spätere Gelenkprobleme zu vermeiden. Das kann je nach Endgröße des Hundes unterschiedlich lange dauern, bei sehr großen Rassen bis zu zwei Jahren.

Die Kastration einer Hündin sollte nach Möglichkeit zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit durchgeführt werden, da so das Risiko späterer Erkrankungen der Gebärmutter oder des Gesäuges deutlich verringert werden kann.

Medizinisch notwendige Kastrationen müssen selbstverständlich je nach Lage des Falles auch zu anderen Zeitpunkten durchgeführt werden.

Expertise / Zusammenarbeit

Heike Pankatz - Unsere Expertin für Hunde, Katzen & Co.

Dr. med. vet. Heike Pankatz studierte Tiermedizin in Hannover und war über viele Jahre für mehrere große Tierschutzorganisationen tätig. Sie hat unter anderem Bücher über Hunde verfasst und arbeitet inzwischen hauptsächlich als Autorin von Fachartikeln zu Themen rund um unsere vierbeinigen Freunde.
Für MyPetClub verfasst sie regelmäßig neue Ratgeber und berät uns zu verschiedenen Themen rund ums Tier.


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