Top-Ten-Infos: Vestibularsyndrom-beim-hund

Top-Ten-Infos: Vestibularsyndrom-beim-hund
Vor allem bei älteren Hunden können plötzlich Symptome auftreten, die im ersten Moment an einen Schlaganfall denken lassen und für den Hundehalter oft erschreckend aussehen. Das sogenannte Vestibularsyndrom beim Hund hat aber nichts mit einem Schlaganfall zu tun und kann meist gut behandelt werden. Woran Du erkennst, ob Dein Hund möglicherweise daran leidet, und wie Du ihm dann helfen kannst, erklärt dieser Ratgeber.

1.Das Wichtigste auf einen Blick:

•Das Vestibularsyndrom beim Hund ist eine Störung des Gleichgewichtssinnes.
•Die Symptome wie Taumeln, Schiefhalten des Kopfes oder unkontrollierte Augenbewegungen treten plötzlich auf.
•Man unterscheidet eine (seltene) zentrale Form von der (häufigeren) peripheren Form des Vestibularsyndroms.
•Ganz unterschiedliche Ursachen können die Problematik auslösen.
•Vor allem bei alten Hunden tritt häufig die sogenannte idiopathische Form auf, für die kein Auslöser gefunden werden kann.
•Zur Diagnostik werden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt.
•Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
•In einigen Fällen heilt ein geriatrisches Vestibularsyndrom von alleine wieder ab, dennoch sollte der Hund tierärztlich untersucht werden.
•Die Prognose bei peripherem Vestibularsyndrom ist meist gut, während zentrale Ursachen im Gehirn oft schlechte Heilungsaussichten bieten.
•Zum Schutz vor hohen Behandlungskosten kann eine Tier-Krankenversicherung sinnvoll sein.

2.Definition: Was ist das Vestibularsyndrom?

Als Vestibularapparat oder auch vestibuläres System wird das Gleichgewichtsorgan bezeichnet, welches sich im Innenohr befindet. Darüber werden Bewegung, Beschleunigung und Lageveränderungen des Körpers wahrgenommen, wodurch die Orientierung im Raum ermöglicht wird. Störungen dieses wichtigen Sinnesorgans führen zu Bewegungs- und Orientierungsproblemen.

Am Vestibularsyndrom erkranken vor allem Hunde und auch Katzen, und häufig sind ältere Tiere davon betroffen. Tatsächlich handelt es sich um eine der häufigsten neurologischen Störungen bei diesen Tierarten, die mit plötzlich auftretenden Symptomen zunächst sehr dramatisch wirkt, bei rechtzeitiger Behandlung aber in vielen Fällen vollständig wieder ausheilen kann.

3.Ursachen: Wie kommt es zum Vestibularsyndrom beim Hund?

Für eine Störung des Gleichgewichtsorgans können ganz unterschiedliche Auslöser verantwortlich sein. Medizinisch wird zum einen nach der Lokalisation der Beeinträchtigung unterschieden, zum anderen nach dem Zeitpunkt des Auftretens. Somit ergeben sich folgende Bezeichnungen:

•Zentrales Vestibularsyndrom - dieser eher seltenen Form liegen Schädigungen des zentralen Nervensystems zugrunde, etwa durch Infektionen, Entzündungen, Vergiftungen oder traumatische Verletzungen des Gehirns.

•Peripheres Vestibularsyndrom - die häufigste Form der Erkrankung geht auf Probleme am Innenohr zurück; dies können ebenfalls Entzündungsprozesse sein, aber auch Infekte, Verletzungen, Stoffwechselstörungen, Parasiten oder Tumorerkrankungen kommen ursächlich infrage.

•Kongenitales Vestibularsyndrom - tritt das Problem bereits bei jungen Welpen auf, handelt es sich um eine erbliche, angeborene Form der Erkrankung aufgrund einer Fehlentwicklung des Gleichgewichtsorgans.

•Geriatrisches Vestibularsyndrom - bei älteren Tieren führen degenerative Prozesse zu Veränderungen im Innenohr, deren Genese nicht immer klar auszumachen ist, welche aber die typischen Symptome auslösen können.

4.Symptome: Woran erkennst Du, dass Dein Hund unter einem Vestibularsyndrom leidet?

Die Erscheinungen eines Vestibularsyndroms treten fast immer akut und plötzlich auf. Die Störung des Gleichgewichtssinns führt zu deutlichen neurologischen Ausfällen mit Koordinations- und Gleichgewichtsproblemen. Manche Hunde haben Schwierigkeiten, sich überhaupt auf den Beinen zu halten, taumeln und fallen um, während bei anderen ungewöhnliche Augenbewegungen auftreten oder der Kopf auffallend schief gehalten wird. Der ausgeprägte Schwindel kann sich auf die Verdauungsorgane auswirken, es kommt zu Übelkeit und Erbrechen.

Mögliche Anzeichen für das Vestibularsyndrom beim Hund:

•Gleichgewichtsstörungen
•Orientierungsprobleme
•Taumeln
•Bewegungsstörungen
•im Kreis laufen
•Schielen
•ruckartige Augenbewegungen (Nystagmus)
•Schiefhalten des Kopfes
•Übelkeit

5.Diagnose: Welche Untersuchungen macht der Tierarzt?

Aufgrund der sehr plötzlich auftretenden Symptome, die durchaus dramatisch sein können, wird ein Hund mit Vestibularsyndrom meist schnell in der Tierarztpraxis vorgestellt. Dort wird nach einer ersten allgemeinen Untersuchung des Hundes und der Befragung des Hundebesitzers zu den beobachteten Symptomen eine gezielte Diagnostik durchgeführt, um der Ursache für die Probleme auf den Grund zu kommen.

Zur Abgrenzung eines zentralen von einem peripheren Vestibularsyndrom werden einige neurologische Tests durchgeführt. Auch die eingehende Untersuchung der Ohren liefert Hinweise auf die möglichen Auslöser der Gleichgewichtsprobleme. Wird eine Infektion, Entzündung oder ein raumgreifender Prozess als Ursache vermutet, können weitere Diagnoseverfahren wie z.B. eine Blutuntersuchung oder ein MRT notwendig werden.

Lässt sich eine Grunderkrankung diagnostizieren, wird diese entsprechend behandelt, um so auch die Auswirkungen auf das vestibuläre System abzustellen. Lässt sich jedoch keine andere Ursache ausmachen, handelt es sich um ein sogenanntes idiopathisches Vestibularsyndrom, bei dem die Behandlung der auftretenden Symptome im Vordergrund steht.

6.Therapie: Was hilft Deinem Hund bei einem Vestibularsyndrom?

Im Falle einer zugrunde liegenden Erkrankung, die sich auf den peripheren Gleichgewichtssinn auswirkt, zielt die Therapie zunächst darauf ab, diese zu behandeln. Leidet der Hund beispielsweise unter einer Ohrenentzündung, müssen die Ursachen (zum Beispiel Parasiten, Allergien, Fremdkörper) dafür gefunden und abgestellt werden. Bei raumgreifenden Prozessen wie Tumoren oder Polypen hilft oft nur ein chirurgischer Eingriff.

Da gerade bei einem geriatrischen Vestibularsyndrom jedoch häufig keine Ursachen gefunden werden, richtet sich die Therapie auf eine Verbesserung der Symptome. Gegen akute Übelkeit helfen sogenannte Antiemetika, und ist der Vierbeiner sehr nervös und irritiert, können Beruhigungsmittel zum Einsatz kommen. Da als mögliche Ursache Durchblutungsstörungen bei älteren Hunden vermutet werden, können Infusionen dazu beitragen, die Fließgeschwindigkeit des Blutes wieder zu steigern und so die Problematik zu mildern.

Liegen die Gründe für die Ausfallserscheinungen im zentralen Nervensystem, ist die Behandlung allerdings deutlich schwieriger, und auch die Heilungsaussichten für den Hund sind schlechter.

7.Kosten: So teuer kann die Behandlung eines Vestibularsyndroms werden

Zwar ist die Ursache für Gleichgewichtsstörungen bei Hunden sehr häufig ein Vestibularsyndrom, allerdings können auch Hunde durchaus einen Schlaganfall erleiden. Daher ist es besonders wichtig, eine genaue Diagnostik durchzuführen, um langfristige Schäden für den Hund nach Möglichkeit abzuwenden.

Vor allem die Untersuchung mit hochauflösenden Geräten wie dem MRT sind leider sehr teuer und werden meist nur in entsprechend ausgerüsteten Tierkliniken durchgeführt. Hinzu kommen die Kosten für eine Therapie, die von Fall zu Fall über einige Tage oder Wochen durchgeführt werden muss.

Mögliche Kosten einer Diagnostik bei Verdacht auf Vestibularsyndrom (in Anlehnung an GOT)

Einzelposten 1-facher Satz 2-facher Satz 3-facher Satz
Allgemeinuntersuchung 23,62 Euro 47,24 Euro 70,86 Euro
Neurologische Untersuchung 25,65 Euro 51,30 Euro 76,95 Euro
Eingehende Untersuchung der Ohren 17,25 Euro 34,50 Euro 51,75 Euro
Blutprobenentnahme venös 10,26 Euro 20,52 Euro 30,78 Euro
Großes Blutbild 23,52 Euro 47,04 Euro 70,56 Euro
MRT 700,00 Euro 1400,00 Euro 2100,00 Euro
(Diese Kosten sind Nettopreise und können je nach Tierarzt und Aufwand variieren, hinzu kommen weitere Kosten für Medikamente und Verbrauchsmaterial, daher sind nur ungefähre Angaben möglich)

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Stand 31.12.2022
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9.Prognose: Heilungsaussichten und Lebenserwartung

Handelt es sich um eine periphere Form des Vestibularsyndroms beim Hund, stehen die Heilungsaussichten in vielen Fällen sehr gut. Wird der Vierbeiner schnell und richtig behandelt, können die Symptome häufig völlig verschwinden. Manche Patienten behalten allerdings leichte Symptome wie eine geringgradige Schiefhaltung des Kopfes bei.

Tatsächlich kann das geriatrische Vestibularsyndrom in einigen Fällen sogar ohne Behandlung wieder verschwinden - allerdings sollte der Hund vorsorglich untersucht und mit Medikamenten bei der Heilung unterstützt werden, da die Gleichgewichtsstörungen das Tier im Alltag einschränken und belasten können. Auch sind spätere Rückfälle mit erneuten Symptomen möglich.

Die Prognose bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems ist dagegen oftmals schlechter. Entzündungen, Infektionen oder Tumorerkrankungen des Gehirns führen häufig zu weiteren schweren Ausfallserscheinungen, die sich nicht behandeln lassen. In solchen Fällen muss die Lebensqualität des Hundes überdacht werden - es mag sein, dass die schmerzlose Tötung des Vierbeiners dann die einzig tiergerechte Entscheidung ist.

10.Vorbeugung: Wie Du das Vestibularsyndrom bei Deinem Hund vermeiden kannst

Nicht alle möglichen Ursachen für ein Vestibularsyndrom beim Hund können vermieden werden. Grundsätzlich kannst du als Hundehalter aber zu einer guten Gesundheit Deines Vierbeiners beitragen, indem Du ihn von Anfang an hochwertig und ausgewogen ernährst und für eine regelmäßige Bewegung und Beschäftigung sorgst. Gerade ältere Hunde bleiben besser fit und gesund, wenn sie ihr optimales Gewicht halten und sowohl körperlich als auch geistig immer noch angepasst gefordert werden, etwa mit täglichen Spaziergängen oder auch im Hundesenior-Sport, wie ihn viele Hundeschulen anbieten.

Zeigt Dein Hund Symptome, die auf gesundheitliche Probleme oder Veränderungen hinweisen, solltest Du nicht lange warten und die Ursachen tierärztlich abklären lassen. Vor allem chronische Entzündungen der Ohren sind ein häufiger Auslöser des Vestibularsyndroms und sollten unbedingt behandelt werden. Nutze doch einfach die jährlichen Impftermine beim Tierarzt für einen gründlichen Gesundheits-Check bei Deiner Fellnase.


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