Top-10-Infos: Purin im Hundefutter

Top-10-Infos: Purin im Hundefutter
Häufig ist die Rede davon, dass bestimmte Hunde oder Hunderassen möglichst purinarm ernährt werden sollten. Aber was hat es damit auf sich, und was genau ist überhaupt Purin? Dieser Ratgeber klärt darüber auf.

1. Das Wichtigste auf einen Blick:

• Purine sind organische Verbindungen, die in allen Körperzellen des Hundes als Bausteine der DNA gebraucht werden. • Über die Nahrung werden Purine sowohl tierischer als auch pflanzlicher Herkunft zugeführt.
• Durch den Abbau von Körperzellen und aus dem Futter werden Purine frei, die über Urin und Kot ausgeschieden werden.
• Bei manchen Hunden wie Dalmatinern ist der natürliche Purin-Abbau gestört, so dass es zu gesundheitlichen Problemen wie Harnsteinen oder Gicht kommen kann.
• Nicht bei jedem industriellen Hundefutter wird der Puringehalt, sondern meist der sogenannte „Harnsäureäquivalent-Wert“ angegeben. • Die Werte können je nach Analysemethode, Labor oder Grundzutaten im Futter stark variieren.
• Als besonders purinarm gelten beispielsweise Hühnerfleisch, Fisch ohne Haut, viele Gemüsesorten und auch Insekten.
• Muss ein Hund möglichst purinarm ernährt werden, sollte ein entsprechend ausgewiesenes Futter gewählt und auch bei den Belohnungshäppchen auf die Zusammensetzung geachtet werden.
• Um das tägliche Hundefutter selber zusammenzustellen, sollten grundlegende Kenntnisse über die artgerechte Hundeernährung vorhanden sein oder ein entsprechender Ernährungsplan vom Tierarzt erstellt werden.
• Auch die aufgenommene Wassermenge und die Häufigkeit des Harnabsatzes sind für die Behandlung betroffener Hunde relevant.

2. Was sind Purine?

Unter dem Begriff Purine werden in der Chemie organische Verbindungen zusammengefasst, die sich aus der Stammverbindung Purin ableiten und Hauptbestandteile der DNA sind, welche in jedem Zellkern als Träger der Erbsubstanz enthalten ist. Somit sind Purine lebensnotwendige Bausteine der Zellen und in allem enthalten, was aus Zellen besteht - also Menschen und Tiere, aber auch Pflanzen.

Sowohl beim Abbau körpereigener Zellen als auch bei der Verstoffwechselung der aufgenommenen Nahrung werden Purine freigesetzt, die mit Hilfe bestimmter Enzyme im Körper des Hundes erst zu Harnsäure und dann weiter zu Allantoin abgebaut und entweder vom Körper wieder resorbiert oder über Urin und Kot ausgeschieden werden. Etwa die Hälfte der im Stoffwechsel benötigten Purine werden vom Körper selbst gebildet, die andere Hälfte wird über die Nahrung zugeführt.

3. Warum sind Purine für manche Hunde relevant?

Bei den meisten Hunden erfolgt der Abbau der Purine zunächst zu Harnsäure und schließlich zu dem weitaus besser wasserlöslichen Allantoin, welches problemlos über die Nieren und den Darm ausgeschieden werden kann. Es gibt aber Hunde, bei denen der Purin-Abbau gestört ist, wodurch es zu einer vermehrten Ansammlung von Harnsäure im Blut kommen kann.

Dieser Harnsäureüberschuss wiederum kann zur Bildung von kristallförmigen Ablagerungen in Form von Harnsäuresteinen in den Nieren und Harnwegen, aber auch an Sehnen und Gelenken führen und dort krankhafte Veränderungen bewirken. Nieren- oder Blasenentzündungen, aber auch multiple Gelenkentzündungen wie Gicht können die Folge sein.

Vor allem bei Dalmatinern, aber auch bei einigen anderen Hunderassen wie Bulldoggen kann ein Gendefekt vorliegen, infolge dessen der Abbau der Harnsäure zu Allantoin gestört ist und diese Hunde im Vergleich zu anderen Rassen eine bis zu zehnfach höhere Harnsäurekonzentration im Urin ausscheiden. Diese als Hyperurikosurie bezeichnete Krankheit kann sich in unterschiedlichen Symptomen wie zum Beispiel Hautentzündungen, Nierenproblemen oder Blasensteinen zeigen, sie kann aber auch völlig symptomfrei verlaufen. Wichtig ist es, betroffene Hunde möglichst purinarm zu ernähren, um die Harnsäurekonzentration im Körper so niedrig wie möglich zu halten.

Auch andere Krankheiten oder der Einsatz bestimmter Medikamente können bei Hunden den Abbau von Purin stören und so zu einem erhöhten Risiko für die Bildung von Harnsteinen führen. Hunde mit Lebererkrankungen haben beispielsweise oft eine gestörte Allantoinsynthese. Und das Medikament Allopurinol, welches zur Behandlung der Mittelmeerkrankheit Leishmaniose bei Hunden oder auch zur Behandlung von Gicht zum Einsatz kommt, hemmt die Purin abbauenden Enzyme im Körper.

Die Purine werden nicht mehr zu Harnsäure und Allantoin abgebaut und können nun in Form von sogenannten Xanthin-Steinen die harnableitenden Wege des Hundes verstopfen oder in der Blase zu Entzündungen führen. Wird durch eine purinarme Fütterung der Purin- und somit der Xanthingehalt im Blut niedrig gehalten, können solche Sekundärerkrankungen verhindert werden.

4. Welche Folgen kann eine purinreiche Ernährung haben?

Purine kommen vor allem in Innereien, Haut und Bindegewebe von Tieren vor, die oft in herkömmlichem Hundefutter enthalten sind. Auch viele Fische, Krustentiere, Hülsenfrüchte, Nüsse und Getreideflocken enthalten hohe Purin-Konzentrationen.

Normalerweise ist das für gesunde Hunde kein Problem, da sie diese aufgenommenen Purine über die Verdauungsprozesse abbauen und ausscheiden. Liegt aber eine der genannten Störungen im Purin-Abbau vor, so reichert sich das Futter-Purin zusätzlich zu den Purinen aus körpereigenen Zellen im Blut des Hundes an und kann so zu den krankhaften Veränderungen führen.

5. Warum gibt es teils große Unterschiede bei den Angaben zu den Purinwerten?

Die Angaben zu den Purinwerten einzelner Lebensmittel unterscheiden sich zum Teil erheblich, je nachdem welche Quelle man heranzieht. Dies liegt zum einen daran, dass unterschiedliche Labore mit jeweils eigenen Analyseverfahren solche Messungen durchführen.

Zum anderen bestehen auch tatsächlich natürliche Schwankungen in der Zusammensetzung der einzelnen Proben, die sich dann in den Messwerten niederschlagen. Ein wichtiges und seriöses Nachschlagewerk für Nährwertangaben verschiedener Lebens- und Futtermittel sind die im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie erstellten Nährwerttabellen Souci-Fachmann-Kraut.

6. Wie kann man Herstellerangaben zu Purinwerten bewerten?

Meist wird nicht der Purinwert eines Futters oder Lebensmittels angegeben, sondern die daraus gebildete Harnsäure, da dieser Wert leichter zu ermitteln ist. Tatsächlich kommt Harnsäure in Lebensmitteln praktisch nicht vor, es wird daher vom sogenannten Harnsäureäquivalent gesprochen. Dabei entspricht 1 mg Purin einem Harnsäureäquivalent von 2,4 mg. Die Angabe erfolgt in der Regel je 100 g des jeweiligen Lebensmittels. Wird also für 100 g Rinderleber ein Harnsäureäquivalent von 554 mg ausgewiesen, sind tatsächlich etwa 230 mg Purin in diesem Lebensmittel enthalten.

Die Purin- oder Harnsäurewerte in herkömmlichem Hundefutter werden in der Regel bei der Auflistung der Inhaltsstoffe nicht gesondert dargestellt. Ist dies ausnahmsweise doch der Fall, sollte die relativ große natürliche und labortechnische Schwankungsbreite solcher Werte bedacht werden. Zumindest muss ein Trockenfutter mit niedrigem Gesamtproteingehalt von unter 23% gewählt werden. Spezielle Diätfutter für eine purinarme Ernährung von Hunden mit entsprechenden Erkrankungen weisen in der Regel einen Puringehalt zwischen 20 und 60 mg pro 100 g aus.

7. Wann ist ein Futter purinarm?

Als purinarm gilt ein Lebensmittel mit einem Harnsäureäquivalent von weniger als 100 mg pro 100 g. Da Hundefutter immer aus zahlreichen unterschiedlichen Inhaltsstoffen zusammengesetzt ist, muss der Puringehalt jeder einzelnen Zutat ermittelt werden, um daraus einen Gesamtwert für dieses Futter bestimmen zu können.

8. Was sollte man bei der Suche nach einem purinarmen Futter beachten?

Um ein wirklich purinarmes Hundefutter zu finden, sollte man zunächst darauf achten, dass möglichst wenige unterschiedliche Inhaltsstoffe in diesem Futter enthalten sind. Sodann muss für diese einzelnen verwendeten Bestandteile der Puringehalt jeweils einzeln ermittelt werden. Dabei können Nährwerttabellen helfen, wie sie zum Beispiel in der Humanmedizin für Gichtpatienten zusammengestellt werden. Besteht das geprüfte Futter hauptsächlich aus Einzelkomponenten, für die ein niedriger Purinwert ausgewiesen wird, so kann die Gesamtbilanz für dieses Futter ebenfalls als purinarm bezeichnet werden.

9. Welche Inhaltsstoffe sind besonders purinarm?

Als besonders günstig für eine purinarme Ernährung von Hunden gelten Inhaltsstoffe wie reines Muskelfleisch oder auch Hühnerbrust und Fischfilet ohne Haut. Ergänzt mit purinarmen Gemüsesorten wie Fenchel und Kartoffel, darüber hinaus Reis, Eier, Käse und andere Milchprodukte kann ein Fertigfutter für Hunde mit speziellen Gesundheitsproblemen mit geringem Harnsäuregehalt hergestellt werden.

Auch die Verwendung von Insekten zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion gerät in jüngster Zeit immer mehr in den Fokus, da angesichts zunehmender Umweltbelastung durch die konventionelle Nutztierhaltung nachhaltige Methoden der Lebensmittelgewinnung immer wichtiger werden.

Insekten werden weltweit in zahlreichen Kulturen und Ländern ganz selbstverständlich als Nahrungsquelle genutzt. Sie verfügen über einen sehr hohen Proteingehalt und viele ungesättigte Fettsäuren und sind somit eine durchaus ernstzunehmende und hochwertige Alternative zu Fleisch und Fisch.

Da Insekten und insbesondere die Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia Illucens) zwar einen hohen Protein-, aber einen niedrigen Puringehalt aufweisen, eignen sie sich besonders gut als hochwertiger Eiweißlieferant für ein diätetisches Hundefutter.

10. Welche Tipps gibt es für eine purinarme Hundeernährung?

Muss ein Hund aufgrund einer Erkrankung oder wegen einer genetischen Disposition möglichst purinarm ernährt werden, kann man als Hundehalter das Futter natürlich selber zubereiten. Mit der Auswahl von Futterkomponenten, die wenig Purin enthalten und damit wenig Harnsäure entstehen lassen, kann man eine entsprechend verträgliche Mahlzeit für den Hund zusammenstellen.

Allerdings erfordert diese Art der Hundefütterung eine gewisse Erfahrung. Ein genauer Futterplan sollte vorab erstellt und eingehalten werden, um langfristige Mangelerscheinungen beim Hund zu vermeiden, die dann ihrerseits wieder Krankheiten auslösen könnten. Der tatsächliche Bedarf des Hundes an bestimmten Nährstoffen muss auch mit selbst zubereitetem Futter gedeckt werden, und dazu sind Kenntnisse der Ernährungslehre genau so notwendig wie die Zeit, diese Futtermischung täglich neu zuzubereiten.

Wer sich diese Arbeit nicht machen möchte oder fürchtet, den Hund nicht bedarfsgerecht zu ernähren, kann auf eine Reihe von Diätfuttersorten zurückgreifen, die als purinarm ausgewiesen sind und dennoch eine ausgewogene Nährstoffzusammensetzung für Hunde bieten. Darunter finden sich hochwertige Produkte, bei denen Insekten (vor allem Hermetia Illucens) anstelle von anderen tierischen Produkten als Proteinquelle verarbeitet werden, und es gibt solches Futter sowohl als Trocken- wie auch als Nassfutter.

Auch bei der Auswahl der Belohnungshäppchen und Leckerli für den Hund muss die Zusammensetzung bedacht werden. Herkömmliche Kauartikel wie beispielsweise getrocknete Schweine- oder Rinderohren bestehen hauptsächlich aus Haut und Knorpel, die einen sehr hohen Purin-Anteil enthalten. Auch Trocken-Pansenstreifen, die viele Hunde sehr gerne fressen, sind sehr purinhaltig und somit nicht empfehlenswert.

Alternativen sind Fertigprodukte, die ebenfalls speziell für disponierte Hunde angeboten werden, oder beispielsweise Käse oder Gemüsehäppchen, die einen sehr geringen Anteil an Purin enthalten.

Für einen ausreichenden Durchfluss der Nieren und harnableitenden Wege ist auch die Wasseraufnahme des Hundes entscheidend, daher muss ständig der Zugang zu frischem, sauberen Trinkwasser gewährleistet sein. Und je häufiger der Hund Harn und auch Kot absetzen kann, desto schneller wird überschüssige Harnsäure abgeführt, was ebenfalls die Gefahr der Steinbildung herabsetzt. Spätestens alle sechs, besser sogar alle vier Stunden sollte der Hund Gelegenheit dazu bekommen.

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