Giardien beim Hund - was ist das und wie wird behandelt?
Giardien - worum handelt es sich?
Neben Würmern, Flöhen und Zecken gib es noch zahlreiche andere Parasiten, die einem Hund das Leben schwer machen können. Giardien sind einzellige Protozoen, die weltweit verbreitet sind und unterschiedliche Tierarten oder auch Menschen befallen. Ihr spezialisierter, sogenannter homoxener Lebenszyklus sorgt dafür, dass sich ihre Vorstufen in Form von Zysten sehr lange in der Umwelt halten und erst nach der Aufnahme durch ein Wirtstier weiter entwickeln und vermehren:• Die Zyste wird vom infizierten Wirt über den Darm ausgeschieden, ist enorm widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen und hält sich zum Beispiel im Boden, in Wasser oder Futterbestandteilen über mehrere Monate. Wird sie von einem geeigneten Tier (in diesem Fall dem Hund) durch Schnüffeln an einem infizierten Artgenossen, Trinken oder Fressen von kontaminiertem Material aufgenommen, wandelt sie sich im Magen in einen Trophozoiten, die nächste Entwicklungsstufe, um.
• Trophozoiten bilden die vermehrungsfähige Form der Giardien und siedeln sich im Dünndarm des Hundes an, wo sie sich durch Teilung vermehren und vom Nahrungsbrei ernähren. Dabei heften sie sich an der Darmwand an und machen diese durchlässiger. Die Nährstoffaufnahme des Hundes wird beeinträchtigt, aufgrund der Schleimhautschäden kommt es zu teils blutigem Durchfall. Gelangen Trophozoiten in den Dickdarm des Hundes, wandeln sie sich wieder in Zysten um, die mit dem Kot ausgeschieden werden.
Giardia intestinalis (oder auch Giardia duodenalis), wie der Erreger wissenschaftlich heißt, existiert in unterschiedlichen Genotypen, die jeweils verschiedene Wirtstiere zur Vermehrung bevorzugen. Während bei Hunden hauptsächlich die Genotypen C und D auftreten, ist für Menschen eher der Genotyp A infektiös. Allerdings kann auch dieser Typ A bei Hunden oder Katzen vorkommen und dann als Zoonose von Tier auf Mensch (oder umgekehrt) übergehen. Während die Darmerkrankung beim Menschen als Giardiasis bezeichnet wird, heißt sie bei Tieren Giardiose.
Für eine Ausbreitung der Erreger im Darm reicht es aus, wenn der Hund etwa zehn Zysten aufnimmt. Im Kot eines infizierten Hundes finden sich Millionen von Zysten, daher ist die Infektionsgefahr vor allem in Haltungen mit mehreren Hunden, Tierheimen, Zuchten oder auch auf Hunde-Auslaufflächen besonders hoch.
Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass bis zu 70% aller Welpen und Junghunde mit Giardien infiziert sind. Bei ausgewachsenen Hunden liegen die Schätzungen bei einem Durchseuchungsgrad von 10-20%, wobei nur ein kleiner Prozentsatz der infizierten Tiere auch Krankheitssymptome entwickeln. Da aber auch die nicht klinisch kranken Hunde Zysten ausscheiden, mit denen sich andere Tiere infizieren können, ist Giardia intestinalis wahrscheinlich der weltweit verbreitetste Endoparasit bei Hunden überhaupt.
Typische Symptome bei Giardiose
Ob ein infizierter Hund Symptome entwickelt und wie stark diese ausfallen, hängt zum einen vom jeweiligen Erregerstamm ab, zum anderen auch von der allgemeinen Gesundheit und der Immunabwehr des Hundes. Da bei Welpen und jungen Hunden die körpereigene Abwehr von Krankheitskeimen noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind diese Tiere besonders häufig von einer klinisch manifesten Giardiose betroffen.Aber auch alte oder vorerkrankte Vierbeiner mit einem geschwächten Immunsystem leiden bei einer Infektion mit Giardien unter teils schweren Krankheitsverläufen. Todesfälle sind allerdings eher die Ausnahme, sofern der Parasitenbefall rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt wird.
Nach der Aufnahme von Zysten dauert es zwischen vier und fünfzehn Tagen, bevor der befallene Hund selber Zysten über den Kot ausscheidet und erste Krankheitsanzeichen auftreten. Dabei können die Symptome recht vielfältig sein, und nicht jeder Vierbeiner zeigt alle der möglichen Anzeichen:
• Sehr weicher, breiiger Stuhl oder wässriger Durchfall, der immer wieder auftritt
• Bauchschmerzen, teilweise mit deutlichen Schmerzanzeichen wie Stöhnen, häufiges Umsehen nach dem Bauch oder Einnehmen der Gebetshaltung (Vorderbeine nach vorne gestreckt, Brustkorb nach unten gesenkt, Bauch und Po mit gestreckten Hinterbeinen nach oben)
• Appetitlosigkeit bis zur Gewichtsabnahme
• Teilweise auch Erbrechen
• Sogenannter „Fettstuhl“ - gelber oder grünlich verfärbter Kot mit beißend-fauligem Geruch
• Blutbeimengungen im Kot, teilweise schleimig überzogene Fäkalien
• Gestörtes Allgemeinbefinden, teils mit Fieber
Leidet Dein Hund unter akutem, vielleicht sogar blutigem Durchfall, treten die Verdauungsprobleme mit Pausen immer wieder auf oder zeigt das Tier ein deutlich gestörtes Allgemeinbefinden, solltest Du nicht lange warten und den Vierbeiner zur Untersuchung beim Tierarzt vorstellen. Vor allem für Welpen oder ältere Tiere kann die Erkrankung durch den Flüssigkeitsverlust und die Gewichtsabnahme sonst gefährlich werden.
Diagnose und Behandlung
Der Tierarzt wird den Hund gründlich untersuchen und im Gespräch mit dem Hundehalter die Symptome und Begleitumstände erfragen. Wichtig ist beispielsweise, ob noch weitere Tiere zum Haushalt gehören, der Hund aus einem Tierheim stammt oder kürzlich in einer Tierpension war, häufig mit anderen Vierbeinern in Kontakt kommt, zum Beispiel auf einer Hundewiese oder in der Hundeschule.Für einen Parasiten-Nachweis werden mehrere Kotproben des Patienten untersucht - bestenfalls hast Du bereits eine Probe gesammelt und mit in die Praxis gebracht. Da sich allerdings nicht immer genügend Zysten gleichzeitig im Darminhalt befinden, reicht eine einzige Probe zum Nachweis meist nicht aus.
Zum einen lassen sich unter dem Mikroskop im Durchfallkot Zysten oder in einigen Fällen sogar die größeren und beweglichen Trophozoiten erkennen. Zum anderen können mittels eines bestimmten Testverfahrens (ELISA-Test) spezifische Antigene, die der Körper gegen die Giardien gebildet hat, im Kot des Hundes nachgewiesen werden. Auch ein direkter DNA-Erreger-Nachweis ist mit Schnelltest-Verfahren möglich.
Unbedingt sollte der allgemeine Gesundheitszustand des Hundes in die Diagnostik einbezogen werden, denn es gibt zahlreiche Krankheiten, die mit Symptomen wie Durchfall und Erbrechen einher gehen können. Selbst ein mehrmaliger Nachweis von Antigenen oder DNA könnte über eine ganz andere Grunderkrankung hinweg täuschen, wenn der Vierbeiner mit den Parasiten nur latent infiziert ist.
Hat sich aber der Verdacht auf Giardien als Auslöser der Verdauungsbeschwerden erhärtet, wird eine spezifische antiparasitäre Medikation durchgeführt. Damit tatsächlich alle Entwicklungsstadien der Parasiten erreicht werden, muss die Behandlung über mehrere Tage (meist drei bis fünf) konsequent wiederholt werden.
Etwa eine Woche nach dieser Therapie wird der Vierbeiner erneut untersucht und ebenfalls weitere Kotproben getestet. Lassen sich immer noch Giardien nachweisen, muss die Behandlung wiederholt werden. Vor allem bei jungen oder immungeschwächten Hunden kann eine Giardiose immer wieder aufflammen.
Da sich Giardien im Darm des Hundes vor allem von Kohlenhydraten aus dem Futter ernähren, ist es sinnvoll, die Ernährung auf ein kohlenhydratarmes und hoch verdauliches Futter umzustellen. Hochwertiges Fleisch, der Verzicht auf Getreide und Zucker sowie die Verwendung komplexer Kohlenhydrat-Lieferanten wie Kartoffeln oder Süßkartoffeln unterstützen die Behandlung nachhaltig.
Ganz wichtig für den Erfolg der Behandlung sind außerdem strenge therapiebegleitende Hygienemaßnahmen:
• Decken, Körbe, Polster, Bürsten, Spielzeuge, Leinen und Halsbänder, mit denen der Hund in Berührung gekommen ist, sollten bei mindestens 60° gewaschen oder mit heißem Wasserdampf (über 60°) gereinigt werden, um Zysten abzutöten.
• Flächen in Haus oder Zwinger, der Kofferraum des Autos oder Transportboxen sollten mit geeigneten Mitteln täglich gereinigt und desinfiziert werden.
• Trink- und Futtergefäße sollten täglich mit kochendem Wasser gespült und getrocknet werden.
• Um das Hundefell von Zysten zu säubern, empfiehlt sich eine mehrmalige Dusche des Hundes mit speziellen antiparasitären Shampoos (in der Tierarztpraxis erhältlich).
• Sehr langes Hundefell sollte rund um den Anus und am Schwanz gekürzt werden.
• Kot des kranken Hundes sollte konsequent mit Plastikbeuteln aufgenommen und über den Hausmüll entsorgt werden (auch im eigenen Garten!).
• So lange der Hund als infektiös gilt, sollte er keinen Kontakt zu anderen Hunden haben.
• Menschen, die mit dem kranken Hund umgehen, und hier vor allem kleine Kinder oder ältere Personen sollten auf eine besonders gründliche Hygiene achten und sich nach jeder Berührung des Tieres die Hände waschen. • Gehören noch weitere Hunde oder Katzen zum Haushalt, sollten auch diese Tiere behandelt werden.
In Haltungen mit vielen Hunden wie Tierheimen oder Hundezuchten muss bei einer Durchseuchung mit Giardien ein umfassendes Hygienekonzept mit dem behandelnden Tierarzt erarbeitet werden, um den Bestand langfristig von den Parasiten zu befreien.
Welche Kosten entstehen?
Da eine erfolgreiche Behandlung gegen Giardien bei Hunden zeitaufwändig ist, mehrere Tierarztbesuche, Kotuntersuchungen und Medikationen erfordert und außerdem durch strenge Hygienemaßnahmen begleitet werden muss, entstehen auch erhebliche Kosten. Eine Therapie und die Einhaltung aller angeordneten Maßnahmen sind aber notwendig, um sämtliche Parasiten abzutöten und die Darmgesundheit des Hundes wieder herzustellen. Was übernimmt die Versicherung?
Wie kann einem Befall mit Giardien vorgebeugt werden?
Da Giardien weltweit vorkommen und die Zysten in der Außenwelt lange überleben können, ist ein umfassender Schutz vor einer Infektion des Hundes mit diesen Darmparasiten kaum möglich. Um so wichtiger ist es daher, das Immunsystem des Vierbeiners zu stärken und seine allgemeine Gesundheit zu unterstützen. Das funktioniert am besten mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung aus hochwertigen Inhaltsstoffen, die den Organismus mit allen wichtigen Nährstoffen rundum bestens versorgt.Aber auch die tägliche Bewegung an der frischen Luft, angepasste Beschäftigung des Hundes und regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen beim Tierarzt helfen dabei, Gesundheitsproblemen vorzubeugen oder diese zumindest frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig eingreifen zu können.
Vor allem in Städten können sogenannte Hunde-Auslaufflächen, die täglich von sehr vielen Vierbeinern besucht werden, ein deutlich erhöhtes Ansteckungsrisiko bergen. Nicht nur Parasiten wie Giardien oder auch Würmer oder Flöhe, auch andere Krankheitskeime werden hier besonders häufig von Hund zu Hund übertragen. Daher solltest Du solche Bereiche nach Möglichkeit meiden, vor allem dann, wenn viele Hunde gleichzeitig dort unterwegs sind.
Umgekehrt solltest Du als Halter eines an Giardiose erkrankten Hundes auch Rücksicht nehmen und Deinen Vierbeiner von anderen Tieren fern halten, bis die Erkrankung nachweislich ausgeheilt ist. Und nicht nur im akuten Krankheitsfall sollte es für alle Hundebesitzer selbstverständlich sein, die Hinterlassenschaften der eigenen Fellnase in der Öffentlichkeit aufzusammeln und fachgerecht über den Müll zu entsorgen.
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