Diabetes beim Hund - auch Vierbeiner leiden unter der Volkskrankheit
Krankhaft erhöhte Blutzucker-Werte - nicht nur bei uns Menschen, auch bei Hunden und anderen Haustieren ist ein Anstieg der sogenannten Zivilisationskrankheiten zu erkennen. Immer mehr Hunde leiden an der Zuckerkrankheit, die medizinisch als Diabetes mellitus bezeichnet wird. Wie diese Stoffwechselstörung behandelt werden kann und welche Kosten auf dich zukommen, erklärt dieser Ratgeber.
1-facher Satz | 2-facher Satz | 3-facher Satz | |
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Allgemeinuntersuchung |
23,62 Euro | 47,24 Euro | 70,86 Euro |
Harnuntersuchung Teststreifen, jeweils |
5,14 Euro | 10,28 Euro | 15,42Euro |
Blutprobenentnahme | 10,26 Euro | 20,52 Euro | 30,78 Euro |
Blutuntersuchung chemisch, bis 3 Parameter, je Parameter |
13,57 Euro | 27,14 Euro | 40,71 Euro |
Injektion subkutan, intrakutan, intramuskulär (jeweils) |
11,50 Euro | 23,00 Euro | 34,50 Euro |
(Diese Kosten sind Nettopreise und können je nach Tierarzt und Aufwand variieren, hinzu kommen weitere Kosten für Labortests, Medikamente, Verbrauchsmaterial und Behandlung, daher sind nur ungefähre Angaben möglich)
Diabetes beim Hund - Was ist das?
Jedes Lebewesen benötigt Energie - über die tägliche Futterration wird Dein Hund mit den nötigen Nährstoffen versorgt, die zur Gewinnung dieser Energie verarbeitet werden. Selbst im Ruhezustand oder Tiefschlaf verbraucht der Körper Kalorien, um beispielsweise den Herzschlag, die Atmung oder Verdauungsvorgänge zu ermöglichen.
Die Grundbausteine für die Energieversorgung sind Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße, die aus der Nahrung gewonnen und in viele kleine Bestandteile zerlegt werden. Kohlenhydrate werden in Zuckermoleküle (= Glukose) umgewandelt, die dem Organismus als Hauptenergiequelle dienen. Über das Blut werden diese Bausteine zu den einzelnen Körperzellen transportiert und weiter verarbeitet - man spricht vom Stoffwechsel des Hundes.
Enzyme und Hormone, die der Körper produziert, regulieren den Stoffwechsel und beeinflussen sich in diesem hochkomplexen System gegenseitig. Kommt es an einer Stelle dieses Regelwerkes zu einer Abweichung, so wirkt sich das auf zahlreiche weitere Vorgänge aus und kann im ungünstigen Fall schließlich zu einer Erkrankung des Hundes führen.
Damit die Glukosemoleküle durch die Zellwand ins Zellinnere gelangen und dort verbrannt werden können, wird als Botenstoff das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Hormon Insulin benötigt. Bei einer Diabetes-Erkrankung ist dieser Prozess gestört, der Glukosegehalt des Blutes steigt immer weiter an, während den Zellen sozusagen der „Treibstoff“ ausgeht.
Für die Entstehung einer Diabetes-Erkrankung kann es unterschiedliche Ursachen geben, daher handelt es sich genau genommen um mehrere Krankheitsvarianten, die unter dem Oberbegriff „Diabetes mellitus“ zusammengefasst werden. Die beiden Hauptformen sind:
• Typ-1-Diabetes - die Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse stellen zu geringe Mengen des Hormons her, es kommt im Körper zu einem absoluten Mangel an Insulin und der Blutzuckerspiegel steigt. (Bei Hunden die häufigste Form)
• Typ-2-Diabetes - die Insulin-Rezeptoren an den Zellen sind gestört, dadurch wird der Botenstoff nicht mehr erkannt (= Insulinresistenz), der Blutzuckerspiegel steigt. (Bei Menschen und Katzen die vorherrschende Form)
Diabetes beim Hund - Welche Symptome treten auf?
Auf den starken Anstieg des Zuckerspiegels im Blut reagiert der Körper zunächst mit unterschiedlichen Gegenmaßnahmen. Die Nieren filtern große Mengen Glukose aus dem Blut und leiten sie über den Harn ab. Damit der Urin nicht zu stark konzentriert ist, wird dem Körper Wasser entzogen. Der Hund hat ständig Durst, trinkt sehr viel und die Blase füllt sich noch schneller.
Der Mangel an Brennstoff in den Zellen führt wiederum im Gehirn zu einem Anstieg des Hungergefühls. Der Körper signalisiert, dass dringend Nahrung zugeführt werden muss, obwohl eigentlich genügend Glukose vorhanden ist. Diabetiker-Hunde sind daher ständig auf der Suche nach Fressbarem, mit der Folge, dass zusätzlich Kohlenhydrate zugeführt und abgebaut werden und der Blutzuckerspiegel immer weiter ansteigt.
Als Notlösung beginnt der Körper schließlich, Fettgewebe und Muskeleiweiß zu verarbeiten, um die dringend benötigte Energie bereitzustellen. Obwohl der Vierbeiner viel mehr frisst als vorher, verliert er dennoch an Gewicht. Mit der Zeit ändert sich auch das Verhalten des Hundes, er ist sehr müde, hat wenig Kondition und mag weder spielen noch spazieren gehen.
Je länger die Diabetes-Erkrankung unbehandelt bleibt, desto mehr Auswirkungen hat sie auf die Gesamtgesundheit. Das Hundefell wird struppig und verliert an Glanz, die Sehkraft lässt nach, eine beidseitige Linsentrübung kann bis zur Erblindung führen. Durch den ständig erhöhten Glukose-Spiegel im Blut und den vermehrten Abbau von Körperfett kommt es schließlich zu einer lebensbedrohlichen Übersäuerung des Organismus, einer sogenannten Ketoazidose. Der Hund hat starke Bauchschmerzen und muss sich häufig erbrechen, fällt ins Koma und stirbt.
Die Diabetes-Symptome im Überblick:
• Häufiger Harnabsatz (bis hin zur Unsauberkeit)
• Große Flüssigkeitsaufnahme
• Ständiger Hunger
• Gewichtsverlust
• Stumpfes, glanzloses Fell
• Konditionsschwäche
• Infektanfälligkeit
• Schlechte Wundheilung
• Verlust der Sehkraft
• Übersäuerung mit Übelkeit, Erbrechen, Bachschmerzen • Koma und Tod
Ursachen für Diabetes beim Hund
Diabetes zählt zu den häufigsten Stoffwechelkrankheiten bei Hunden, etwa einer von 100 Vierbeinern ist betroffen. Die herabgesetzte Insulin-Produktion in den sogenannten Langerhans´schen Inseln, spezialisierten Bereichen innerhalb der Bauchspeicheldrüse, kann durch unterschiedliche Faktoren verursacht werden:
• Das Alter. Von einer Diabetes-Erkrankung sind vorrangig ältere Hunde in der zweiten Lebenshälfte (etwa ab dem siebten Lebensjahr) betroffen.
• Körpergröße und -gewicht. Kleine und leichte Hunde unter 20 kg Körpergewicht erkranken häufiger als große und schwere Tiere. Übergewicht erhöht das Risiko zusätzlich.
• Das Geschlecht. Hündinnen erkranken etwa viermal häufiger als Rüden.
• Die Hunderasse. Bei manchen Rassen scheint es eine erbliche Komponente für Diabetes zu geben. Dazu zählen zum Beispiel Cairn Terrier, Beagle, Dackel, Pudel, Collies oder Retriever.
• Genetik. Zuckerkranke Hunde sollten von der weiteren Zucht ausgeschlossen werden.
• Hormonelle Schwankungen. Unkastrierte Hündinnen haben ein höheres Risiko, zu erkranken, aber auch kastrierte Rüden leiden häufiger unter Diabetes.
• Andere Stoffwechselkrankheiten. Eine Funktionsstörung der Nebennieren führt zum Cushing-Syndrom, in dessen Folge häufig auch ein Diabetes entsteht.
• Medikamente. Wird ein Hund über längere Zeit mit Kortison behandelt, kann eine Zuckerkrankheit begünstigt werden.
• Schädigung der Bauchspeicheldrüse. Eine Entzündung, ein Tumor oder Trauma kann das Insulin-produzierende Gewebe dauerhaft schädigen.
Untersuchung und Behandlung
Das geänderte Verhalten, die erhöhte Futter- und Wasseraufnahme und der häufige Harnabsatz veranlassen Hundebesitzer meist, ihren Vierbeiner beim Tierarzt vorzustellen. Der Vorbericht mit den klassischen Symptomen weist dabei den Veterinär bereits in die richtige Richtung. Daher wird nach einer ersten Untersuchung des Hundes in der Regel eine gezielte Diabetes-Diagnostik eingeleitet.
Über mehrere Tage werden die Glukose-Werte sowohl im Urin als auch im Blut des Tieres bestimmt. Dafür muss dem Hund jeweils im nüchternen Zustand eine Urin- und Blutprobe entnommen werden. Bei einer dauerhaften Überschreitung der Normwerte, die etwa zwischen 60 und 120 mg/dl Blut liegen, gilt die Diagnose eines Diabetes mellitus als gesichert. Es empfiehlt sich, weitere Faktoren wie Bauchspeicheldrüsen-Enzyme oder Leberwerte im Blut direkt mit zu bestimmen, um die genaue Ursache für die Zuckererkrankung einzugrenzen und andere Krankheiten auszuschließen.
Von nun an muss dem Vierbeiner regelmäßig Insulin zugeführt werden, um eine Absenkung und Normalisierung des Blutzuckerspiegels zu erreichen. Das passiert mit speziellen Spritzen oder einem sogenannten Insulin-Pen, der jeweils eine definierte Menge des Hormons abgibt. Der Tierarzt wird Dir genau zeigen, wie Du das Medikament applizieren kannst, denn die Behandlung muss ab jetzt bis zum Lebensende des Hundes in genauen Zeitabständen, meist zweimal täglich erfolgen.
Zunächst muss die richtige Dosierung ermittelt werden, die individuell für Deinen Hund passen muss. Denn auch ein zu niedriger Gehalt an Glukose im Blut durch zu hoch dosiertes Insulin ist gefährlich. Daher wird in der Einstellungsphase mehrmals täglich der Blutzuckerspiegel gemessen. Meist kann auch das mit einem kleinen Messgerät am Ohr des Hundes vom Hundebesitzer selbst gemacht werden.
Wenn die richtige Dosis Insulin für Deinen Hund eingestellt wurde und der Glukosespiegel im Blut sich langsam normalisiert, bilden sich nach und nach auch die Krankheitssymptome zurück. Durst, Harndrang und Heisshunger-Attacken verschwinden, das Fell wird wieder schön und der Vierbeiner zeigt sich agiler und fröhlicher.
Allerdings lassen sich Schäden am Auge wie eine Linsentrübung nicht wieder rückgängig machen, daher ist es wichtig, den Hund bei Verdacht auf Diabetes möglichst früh untersuchen und behandeln zu lassen. Bei nicht kastrierten Hündinnen raten viele Tierärzte zudem dazu, die Eierstöcke und Gebärmutter zu entfernen, um hormonelle Schwankungen zu vermeiden.
Ein an Diabetes erkrankter Hund muss in regelmäßigen Zeitabständen zur Kontrolluntersuchung, da sich die Werte auch wieder verschlechtern können und eine Änderung der Insulin-Dosis erforderlich wird. Auch wenn eine Heilung des Diabetes mellitus nicht möglich ist, kann durch die Therapie eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.
Therapiebegleitende Maßnahmen
Ein Hund mit der Diagnose Diabetes mellitus sollte eine spezielle Diätnahrung erhalten. Leicht verdauliche Kohlenhydrate und ein zu hoher Fettanteil sind zu vermeiden, stattdessen werden Kohlenhydrat-Komplexe angeboten, die im Darm langsamer abgebaut werden. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel nach der Fütterung nur moderat an und die Glukose kann in die Zellen transportiert werden.
Außerdem wird die tägliche Futterration auf mehrere kleine Portionen aufgeteilt, wodurch zusätzlich der Zuckerstoffwechsel entlastet wird. Snacks und Belohnungshappen müssen exakt in die tägliche Rationsberechnung einbezogen werden, da auch diese Zwischenmahlzeiten den Glukosespiegel ansteigen lassen.
Sehr wichtig ist für zuckerkranke Hunde auch eine regelmäßige, an das jeweilige Leistungsniveau angepasste Bewegung. Tägliche Spaziergänge, kleine Beschäftigungsspiele oder auch leichter Hundesport wie Agility oder Obedience helfen dabei, den Hund fit zu halten und Übergewicht zu vermeiden.
Als Halter eines Diabetiker-Hundes solltest Du unbedingt daran denken, immer einen kleinen Vorrat an Traubenzucker mitzuführen. Kommt der Vierbeiner nämlich in einen Zustand der Unterzuckerung, der sich durch Zittern, Taumeln und Muskelkrämpfe äußert, ist das lebensbedrohlich. Ein Stück Traubenzucker, direkt auf die Zunge oder in die Lefzentaschen geschoben, treibt in dieser Situation den Blutzuckerspiegel schnell wieder nach oben.
Was kostet die Behandlung eines Diabetiker-Hundes?
Da ein an Diabetes mellitus erkrankter Hund lebenslang mit Insulin behandelt und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterzogen werden muss, ist die Therapie für den Hundehalter relativ kostspielig. Müssen zudem Folgekrankheiten wie eine Linsentrübung operativ behandelt werden, steigert das die Gesamtkosten zusätzlich erheblich. Daher ist mit Kosten von einigen tausend Euro zu rechnen.
Wie lassen sich Kosten für die Diabetes-Therapie vermeiden?
Die beste Vermeidung hoher Tierarzt-Kosten ist es natürlich, den Hund so gut wie möglich gesund zu halten. Da eine Diabetes-mellitus-Erkrankung durch sehr viele unterschiedliche Faktoren ausgelöst oder begünstigt wird, ist es dennoch nicht immer möglich, diese Krankheit zu verhindern.Achte darauf, Deinen Vierbeiner von Beginn an hochwertig und gesund zu ernähren. Wird der Organismus immer mit ausgewogenen und gut verdaulichen Nährstoffen versorgt, minimiert sich die Gefahr für zahlreiche Gesundheitsprobleme automatisch.
Auch die nötige Bewegung und Beschäftigung des Hundes spielen eine große Rolle für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden. Hunde sind Bewegungstiere, selbst die kleinsten Rassen möchten sich austoben können. Langeweile, Übergewicht und ungesunde Ernährung bilden die Hauptfaktoren für zahlreiche Krankheiten unserer Vierbeiner.
Sofern Du eine Hündin hast, solltest Du mit dem Tierarzt über die Vor- und Nachteile einer frühzeitigen Kastration sprechen. Auch wenn sich dadurch das Risiko für manche Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes verringern lässt, hat ein solcher Eingriff einen erheblichen Einfluss auf den Hormonhaushalt der Hündin und kann selbst wieder zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Welpen aus schlechter Haltung oder tierquälerischer Massenzucht, deren Eltern nicht auf mögliche Erbkrankheiten untersucht wurden, erkranken ungleich häufiger - durch den Kauf solcher Tiere, und sei es aus Mitleid, unterstützt Du dennoch das teils kriminelle Geschäft mit unendlichem Tierleid.
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