Hund in der Pubertät

🐶 Was passiert mit meinem Hund in der Pubertät?
Die Pubertät beim Hund ist ähnlich wie beim Menschen: eine Phase voller Veränderung, Unsicherheit und Rebellion. Sie beginnt meist zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat, kann je nach Rasse, Größe und individuellem Entwicklungsstand aber auch früher oder später einsetzen.
📈 Wann beginnt die Pubertät – und wie lange dauert sie?
Der Start und die Dauer der Pubertät hängen stark von der Größe und Rasse des Hundes ab. Je größer der Hund, desto später beginnt die Pubertät – und desto länger kann sie dauern.
Hundegröße | Beginn der Pubertät | Ende der Pubertät | Beispiele |
---|---|---|---|
Kleine Rassen | ca. 5–6 Monate | ca. 10–12 Monate | Chihuahua, Dackel, Yorkshire Terrier |
Mittlere Rassen | ca. 6–9 Monate | ca. 12–15 Monate | Cocker Spaniel, Border Collie |
Große Rassen | ca. 9–12 Monate | ca. 16–18 Monate | Labrador, Schäferhund |
Sehr große Rassen | ca. 12–15 Monate | ca. 18–24 Monate | Dogge, Berner Sennenhund, Leonberger |
📝 Wichtig: Die Angaben sind Richtwerte – die tatsächliche Entwicklung hängt vom individuellen Hund ab. Auch Rüden und Hündinnen zeigen teils unterschiedliche Verläufe: Bei Hündinnen ist die erste Läufigkeit ein sichtbares Zeichen für den Eintritt in die Pubertät.
🧩 Anzeichen – So erkennst du, dass dein Hund in der Pubertät ist
Die Pubertät kommt nicht über Nacht – aber wenn sie da ist, merkst du es ziemlich deutlich. Selbst Hunde, die vorher zuverlässig gehört, ruhig geschlafen und freundlich gespielt haben, zeigen plötzlich ungewohntes Verhalten. Das kann verunsichern – ist aber meistens ganz normal.
🔍 Typische Anzeichen für die Hundepubertät:
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Ignorieren von Kommandos
Dein Hund „vergisst“ scheinbar, was er gelernt hat – oder testet bewusst aus, ob du es ernst meinst. -
Verstärktes Markierverhalten
Vor allem bei Rüden zeigt sich nun ein häufiges Urinieren an Bäumen, Laternen oder im Garten – ein Zeichen für Revierverhalten. -
Unsicherheit oder neue Ängste
Gewohnte Reize wie Mülltonnen, fremde Menschen oder neue Umgebungen werden plötzlich kritisch beäugt. -
Hibbeligkeit & Konzentrationsprobleme
Dein Hund ist schneller ablenkbar, wirkt reizüberflutet oder hat „Hummeln im Hintern“. -
Sexuell motiviertes Verhalten
Aufreiten, starkes Interesse an läufigen Hündinnen oder verändertes Sozialverhalten mit Artgenossen können auftreten. -
Ressourcenverteidigung
Manche Hunde zeigen plötzlich Unmut beim Thema Futter, Spielzeug oder Nähe zu Bezugspersonen. -
Zweifeln an der Bindung
Dein Hund testet, wie weit er gehen kann. Er entfernt sich beim Freilauf weiter, hört schlechter oder zeigt weniger Orientierung am Menschen.
🧠 Was passiert im Hundekopf?
Das Gehirn deines Hundes wird in der Pubertät regelrecht „umgebaut“ – ähnlich wie beim Menschen in der Teenagerzeit. Neue Nervenverbindungen entstehen, andere werden abgebaut. Das führt zu Stimmungsschwankungen, Unsicherheit und dem Bedürfnis, die eigene Umwelt neu zu definieren.
Die gute Nachricht: Diese Phase geht vorbei. Aber sie verlangt Geduld, Konsequenz und Verständnis.
🔬 Was passiert hormonell in dieser Zeit?
Während der Pubertät kommt es im Hundekörper zu einer intensiven Hormonumstellung, die nahezu alle Körpersysteme beeinflusst – insbesondere das Verhalten, die Stimmung und die Sozialinteraktionen.
Hier die wichtigsten Prozesse im Überblick:
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Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse (HHG-Achse)
Diese Hormonachse wird in der Pubertät aktiviert und steuert über Botenstoffe wie GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) die Reifung der Fortpflanzungsorgane. Dadurch steigt die Produktion von Geschlechtshormonen. -
Testosteron (bei Rüden)
Führt zu Dominanzverhalten, Markierverhalten, gesteigertem Bewegungsdrang und wachsendem Interesse an Hündinnen. Auch Aufreiten und Imponiergehabe sind hormonell getrieben. -
Östrogen & Progesteron (bei Hündinnen)
Regulieren die erste Läufigkeit und beeinflussen emotionale Empfindlichkeit sowie das Verhalten gegenüber anderen Hunden und Menschen. -
Cortisol (Stresshormon)
In dieser Umbruchphase ist der Cortisolspiegel oft erhöht. Das erklärt zum Teil die höhere Erregbarkeit, Reizempfindlichkeit oder neuen Ängste bei pubertierenden Hunden. -
Dopamin & Serotonin (Neurotransmitter)
Diese Botenstoffe verändern sich in ihrer Regulation. Das kann dazu führen, dass dein Hund kurzfristig weniger empfänglich für Belohnung ist – oder phasenweise ein anderes Erregungsniveau zeigt.
💡 Kurz gesagt:
Dein Hund ist hormonell gerade ein „Neubauprojekt“. Kein Wunder, wenn ihn das überfordert. Was du jetzt brauchst: Verständnis, Humor – und einen klaren Trainingsrahmen.
🛠️ Wie du deinem pubertierenden Hund durch diese Phase hilfst
Die Pubertät ist keine Krankheit – aber sie kann sich wie eine anfühlen. Plötzlich scheint dein Hund alles Gelernte vergessen zu haben, reagiert überreizt oder testet Grenzen. Jetzt kommt es vor allem auf dich an: mit Geduld, Klarheit und Gelassenheit bleibst du der stabile Anker im emotionalen Chaos.
🧭 Was dein Hund jetzt braucht:
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Klare Strukturen & Routinen
Je verlässlicher der Tagesablauf, desto sicherer fühlt sich dein Hund. Feste Fütterungszeiten, Rituale beim Spaziergang oder Ruhephasen schaffen Orientierung. -
Kurze, aber gezielte Trainingseinheiten
In der Pubertät ist die Konzentrationsspanne oft eingeschränkt. Lieber 5 Minuten konsequentes Training als 30 Minuten Überforderung. Setze auf positive Verstärkung und kurze Erfolge. -
Ruhiger, aber konsequenter Umgang
Wutausbrüche oder ständiges Schimpfen bringen jetzt nichts – im Gegenteil. Bleib ruhig, freundlich, aber bestimmend. Wiederhole Basics wie Sitz, Bleib oder Rückruf in kleinen Schritten. -
Sozialkontakte, aber gut dosiert
Dein Hund entdeckt jetzt seine Rolle im Sozialgefüge. Achte auf gut ausgewählte Hundekontakte – keine Massenbegegnungen im Hundewald, sondern lieber gezieltes, kontrolliertes Spiel mit souveränen Hunden. -
Körperliche & geistige Auslastung
Ausgelastet heißt nicht „totgespielt“ – sondern artgerecht gefordert. Schnüffelspiele, Futtersuchspiele oder Tricktraining helfen, überschüssige Energie sinnvoll zu kanalisieren.
❗ Und was du besser vermeidest:
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Überforderung durch neue Reize (zu viele neue Orte, Menschen oder Hunde)
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Zwang oder harte Korrekturmethoden (führt oft zu Vertrauensverlust)
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Unklare Kommunikation („Heute darfst du aufs Sofa, morgen nicht“)
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Falsches Timing beim Belohnen oder Korrigieren (das Gehirn deines Hundes lernt gerade besonders intensiv – aber auch schnell falsch!)
❤️ Deine Haltung macht den Unterschied
In der Pubertät testet dein Hund nicht nur Regeln – er testet auch dich. Bleib liebevoll, aber bestimmt. Auch wenn es schwierig wirkt: Dein Hund sucht Führung – keine Strenge, sondern Sicherheit.
Je gelassener du bleibst, desto schneller findet ihr beide zurück in die Balance.
🧠 Pubertät ist nicht gleich Problemhund
Wenn dein Hund in der Pubertät „durchdreht“, heißt das nicht, dass er ein Problemhund ist. Auch wenn es sich in dem Moment vielleicht so anfühlt – dieses Verhalten ist normal, biologisch erklärbar und vorübergehend. Wichtig ist, dass du das richtig einordnest – und deinem Hund hilfst, wieder zu sich zu finden.
🌀 Rückschritte gehören dazu
Viele Hundehalter*innen erleben in der Pubertät:
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Rückschritte bei der Leinenführigkeit
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Unsicherheit bei Hundebegegnungen
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plötzlichen Kontrollverlust beim Rückruf
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neue Ängste (z. B. vor Geräuschen, Menschen, Objekten)
Das alles ist kein Zeichen von Versagen – sondern Ausdruck von hormonellem Umbau und innerer Neuorientierung. Das Gehirn deines Hundes sortiert gerade seine Welt neu. Und dafür braucht er Zeit.
🐾 Was ist noch normal – und was nicht?
Verhalten | Normal in der Pubertät? |
---|---|
Ignorieren von Kommandos | ✅ Ja, phasenweise normal |
Aufreiten oder Markieren | ✅ Ja, hormonell bedingt |
Ressourcenverteidigung | ✅ Kann auftreten, beobachten |
Aggression gegen Menschen/Tiere | ⚠️ Nur wenn situativ erklärbar |
Panikattacken, extremes Meideverhalten | ⚠️ Beobachten – ggf. Trainer konsultieren |
Anhaltende Apathie oder Dauerstress | ❌ Abklären (gesundheitlich/psychisch) |
💡 Wann du dir Hilfe holen solltest
Wenn du das Gefühl hast, dein Hund kommt gar nicht mehr zur Ruhe, zeigt dauerhafte Aggression oder leidet stark unter seiner Umgebung, lohnt sich der Blick von außen. Eine qualifizierter Hundetrainerin oder Verhaltenstherapeutin kann helfen, die Ursache zu erkennen – und passende Strategien zu entwickeln.
Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung.
✅ Kurz gesagt:
Pubertät bedeutet Reife – auch emotional. Sie ist chaotisch, aber kein Drama. Wenn du dranbleibst, liebevoll korrigierst und Verständnis zeigst, entwickelt sich dein Hund zu einem souveränen, stabilen Begleiter.
🧩 Fazit & Tipps für eine starke Bindung trotz Hormonen
Die Pubertät ist eine der herausforderndsten Phasen im Hundeleben – aber auch eine der wichtigsten. Jetzt wird die Grundlage für das gelegt, was deinen Hund als erwachsenen Begleiter ausmacht: Selbstsicherheit, Orientierung am Menschen, Frustrationstoleranz und Vertrauen.
🐶 Deine wichtigsten Werkzeuge in dieser Zeit:
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Geduld – denn kein Training der Welt wirkt über Nacht
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Konsequenz – liebevoll, aber klar in deinen Regeln
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Verständnis – weil dein Hund nicht „ungezogen“ ist, sondern gerade wächst
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Gelassenheit – weil deine Energie sich direkt auf deinen Hund überträgt
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Bindung – sie ist jetzt wichtiger denn je und wird durch jede gemeinsame Erfahrung gestärkt
💡 5 konkrete Tipps zum Mitnehmen:
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Halte Routinen aufrecht, auch wenn dein Hund sie gerade „vergisst“
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Belohne richtiges Verhalten aktiv, statt nur auf Fehler zu reagieren
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Trainiere Basics täglich – kurz, klar und positiv
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Plane Ruhepausen ein, damit dein Hund Erlebtes verarbeiten kann
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Sprich mit Profis, wenn du unsicher bist – Hilfe zu suchen ist Stärke
🐕🦺 Das Ziel: Ein souveräner, verlässlicher Hund
Die Pubertät ist keine Phase, die man „aussitzen“ sollte – sondern eine, die man begleiten darf. Mit dem richtigen Mindset wird sie zu einer echten Chance: für Wachstum, Vertrauen und Teamarbeit auf einem neuen Level.
Du musst nicht perfekt sein – aber verlässlich. Und das reicht deinem Hund völlig aus.
📦 Infobox: Pubertät beim Hund
🕒 Wann beginnt die Pubertät?
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Kleine Rassen: ab ca. 5–6 Monate
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Mittlere Rassen: ab ca. 6–9 Monate
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Große Rassen: ab ca. 9–12 Monate
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Sehr große Rassen: ab ca. 12–15 Monate
📌 Dauer: bis zu 24 Monate möglich – je nach Hund
🧠 Typische Anzeichen:
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Kommandos werden ignoriert
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Neue Ängste oder Unsicherheiten
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Markieren, Aufreiten, Sozialverhalten verändert sich
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Stimmungsschwankungen, Konzentrationsprobleme
✅ Was hilft:
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Klare Routinen & kurze Trainingseinheiten
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Geduld & ruhige Konsequenz
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Vertrauensvolle, positive Bestärkung
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Gezielte Beschäftigung – ohne Überforderung
❗ Hol dir Hilfe, wenn:
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dein Hund dauerhaft aggressiv oder panisch reagiert
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du das Gefühl hast, er „kommt nicht mehr bei sich an“
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du dich im Umgang überfordert fühlst
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